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Der Hellerberg und seine "Andesit-Rose"

Neubetrachtung eines Highlights in Freisen (Saarland)

 

Hoch über den Dächern der Ortschaft Freisen im Saarländer Landkreis St. Wendel erstreckt sich der Rücken des Hellerbergs mit seiner atemberaubenden Gipfelaussicht aus 596 Meter üNN. Im aufgelassenen Steinbruch Becker am Hellerberg wurde jahrzehntelang Andesit abgebaut. Dabei handelt es sich um ein magmatisches Ergussgestein, das sich in einer Phase des permischen Vulkanismus, vor über 280 Millionen Jahren, bildete. Heute lassen sich am Hellerberg noch mehrere einstige Lavaströme nachweisen, und in randlichen Mandelstein-Zonen machten die heimischen Mineraliensammler faszinierende Achatfunde, die in den Mineralienmuseen in Freisen und im Ortsteil Oberkirchen bewundert werden können.      

 

An einigen Stellen zeigt der Hellerberg-Andesit plattige Abspaltungen, die sich aus dem überwiegend kompakten Magmagestein herausheben. Zu diesem Formenschatz gehört letztlich auch eine eindrucksvolle halbkreisförmige Felsstruktur, die sich etwa 15 Meter hoch an einer Steinbruchwand abzeichnet.

Die Entstehung dieser "Basaltrose", wie der Aufschluss bislang umgangssprachlich bezeichnet wurde - ungeachtet der eigentlich andesitischen Zusammensetzung -, wirft Rätsel auf: Manche sehen hierin das Stein gewordene Zeugnis eines sich vorwärts bewegenden Lavastroms (vgl. LAARMANN, Ursel, o.J., Das Geschenk der permischen Vulkane. In: Achat. Der Edelstein, aus dem Idar-Oberstein entstanden ist. extraLapis No. 19., S. 29; MINERALIENVEREIN FREISEN, 2008, Glanzlichter aus dem Zentrum der Achate. S.4). Andere halten die Form dagegen für den Aufschluss einer nach oben gerichteten domartigen oder auch horizontal verlaufenden Intrusion, das heißt den Rest einer magmatischen Schmelze, die sich in das bereits erstarrte Vulkangestein hineindrückte (vgl. SCHNEIDER, Horst, 1991, Sammlung geologischer Führer. Saarland. S. 188).

 

Aus dieser Vorstellung wurde in der Frühphase der Recherchen folgende erste Skizze - ohne Anspruch auf abschließende Lösung des Andesitrosen-Rätsels - entwickelt:


Die mit dieser Illustration verbundene Vorstellung geht davon aus, dass die andesitische Intrusion, das unterirdische Ganggestein, später von der Jahrmillionen währenden erosiven Einwirkung freigenagt wurde. Aufgrund von Druckentlastung und Verwitterung bildeten sich oberflächenparallele Risse und halbrunde Ablösungsflächen. Unbekannt wäre der Winkel, in der die Intrusion durch den Andesitkörper eingedrungen sein könnte. Eindeutige Fließstrukturen wurden bislang noch nicht gefunden. Geowissenschaftliche Forschung, vielleicht im Rahmen einer Diplomarbeit, könnte weiterhelfen.

 

Dieser ersten Vorstellung folgten weitere Geländebegehungen und Überlegungen, die sich schließlich mit einem umfassenderen Genese-Konzept in der Tafelstation 7 des "Achatwegs Freisen" komprimiert niederschlugen. Forthin wird vermutet, dass die Form durch eine magmatische Strömung - Lavastrom, Intrusion oder Nebenkrater - initiiert wurde, was sicherlich erst durch weitere Analysen tatsächlich belegbar sein kann. Allerdings scheint mir die Exfoliation durch Druckentlastung letztlich die entscheidende Rolle bei der Entstehung des zwiebelschalenartigen Aufbaus gespielt zu haben, wie einige vergleichbare Formen in den andesitischen Hellerberg-Aufschlüssen nahe legen. Diese zeigen nicht immer halbrunden bis runden Schalenbau, sondern auch wellenartige plattige Absonderungsphänomene, welche nur ungenügend mit der Bildung aus einem magmatischen Strom erklärbar wären, stattdessen aber die Bedeutung der auf die Landoberfläche bezogenen Schalenbildung (Druckentlastung!) in den Vordergrund stellen.