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"Ferdinandsdorf im Fokus der Umweltgeschichte" erschienen

von Michael Hahl

Neuer Beitrag von Michael Hahl in Fachzeitschrift "Der Odenwald"

Die Zeitschrift "Der Odenwald" des Breuberg-Bundes erscheint mittlerweile im 63. Jahrgang. Gerade auch unter der langjährigen Schriftleitung von Winfried Wackerfuß, Oberstudienrat i.R., ist eine weithin beachtete historische Beitragssammlung entstanden, die sich auch neuen Themen keineswegs verschließt. Während das letzte Heft im Jahr 2015 von einem ausführlichen Fachaufsatz zur Bergbaugeschichte des Odenwaldes geprägt war (Autoren: Dipl.-Geologen Jochen Babist u. Dr. Ludwig H. Hildebrandt), startet das Jahr 2016 im gerade erschienenen Quartalsheft mit einem 25-seitigen Fachbeitrag über "Ferdinandsdorf im Fokus umweltgeschichtlicher Betrachtungen" des Geographen Michael Hahl.

 

Darin wird einleitend nicht nur mit einigen Mythen und Fehlinterpretationen rund um die Südost-Odenwälder Wüstungen Ferdinandsdorf, Rineck und Galmbach (heute "Eduardsthal") aufgeräumt. Zentral fokussiert der Autor am Fallbeispiel Ferdinandsdorf die Fragestellung, warum gerade diese Ortschaft zu denjenigen Siedlungen gehörte, die im 19. Jahrhundert wüst fielen, während die meisten Dörfer derselben Region jene dort kaum minder schrecklichen Armutsjahre als Siedlung überdauerten. Wodurch war Ferdinandsdorf "verwundbarer" und inwiefern konnten das verfügbare Agrarland und die darin zugänglichen Ressourcen die Menschen in ihrer Umwelt in diesem Ort nicht mehr ernähren? Warum lag der Schwellenwert für den Kollaps in Ferdinandsdorf letztlich niedriger als in den Nachbarortschaften?

 

Hierbei werden Themenfelder diskutiert, denen heute nach wie vor Aktualität zukommt: etwa das Tragfähigkeitskonzept, die Bedeutung der Allmende - also der Gemeingüter - oder Aspekte der Klimageschichte und der historisch dokumentierbaren Wechselwirkungen einer Mensch-Umwelt-Interaktion. Der Beitrag zeigt auf, wie sich im Laufe des 18. und frühen 19. Jahrhunderts aufgrund verschiedener Faktoren eine höchst verwundbare Gesellschaft entwickelte, die vielleicht mit wirksamen Gegenkonzepten und effektiv unterstützender Strukturhilfe in eine positive Richtung hätte gelenkt werden können. Fragen der Ressourcenverteilung, des Bevölkerungswachstums, der Bodenerosion als Folge von Übernutzung und einige weitere Aspekte werden ebenso berührt wie die Überlegung, inwieweit eine "empathische Gesellschaft" Krise und Kollaps kompensieren könnte.

 

Nicht zuletzt geht es um eine Schärfung des Bewusstseins über eine Mensch-Umwelt-Beziehung im Einklang mit den verfügbaren Ressourcen. Die umweltgeschichtliche Analyse zeigt mit einem geoökologischen Blick in die regionale Vergangenheit einige Wirkmechanismen auf und streift dabei den Diskurs über - im Grunde genommen globale - zukunftsfähige Entwicklungen und gesamtgesellschaftliche Herausforderungen unserer eigenen Zeit.

 

Michael Hahl (2016): Ferdinandsdorf im Fokus umweltgeschichtlicher Betrachtungen. Ein Beitrag zur Ursachendiskussion einer neuzeitlichen Odenwälder Wüstung. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes, Jg. 63, H.1/März 2016, S.3-27.

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