Umweltgeschichte und Gewässerökologie im Umfeld des Balatons
von Michael Hahl
Entwässerung, Flussregulierung, Gewässerschutz und Renaturierung in den Senken des Zala-Hügellands, im Flusstal der Zala und am Plattensee in West-Ungarn
Durch die Entwässerungsmaßnahmen in den Senken des Zala-Hügellands und im Flusstal der Zala hat der Mensch einerseits eine vielfältige und artenreiche Kulturlandschaft geschaffen, zwar einhergehend mit der ökologischen Entwertung der ursprünglichen anmoorigen Naturlandschaft, deren Moore, Schilfgürtel, Bruch- und Auenwälder heute nur noch reliktartig zu finden sind. Aber immerhin: Der Mensch hat eine eigene Biodiversität der Kulturlandschaft erzeugt, die teilweise sogar die ursprüngliche natürliche Ausstattungsvielfalt überragt. Das heißt, es sind hier nun mitunter sogar noch mehr unterschiedliche Habitate mit kleinräumiger Strukturvielfalt entstanden, als es die eigentliche Sumpflandschaft bis ins 19. Jahrhundert wohl ermöglicht hatte. Ein sehr anschauliches Beispiel dafür ist auch der Kis-Balaton, der in seiner heutigen Landschaftsform erst im Rahmen einer wasserbaulichen Rückbaumaßnahme entstehen konnte.
Andererseits aber wurde ab einem gewissen Punkt im wahrsten Wortsinne "übertrieben": Zu viele anmoorige Lebensräume wurden degradiert, zu viele Bruchwälder und Schilfgürtel entfielen, viel zu große Auenwald-Areale am Fluss Zala und anderen Gewässern wurden bis auf wenige Überbleibsel aus der Kulturlandschaft entfernt. Nitrate und Phosphate aus der Agrarwirtschaft erzeugten quasi unsichtbare Schädigungen, aber auch die zunehmende Sedimentfracht der Zala, die aufgrund fehlender Seitenerosion und Auendynamik mitgeführt werden konnte, macht bis heute dem ebenfalls stark regulierten Balaton schwer zu schaffen und wirkt sich wiederum bezüglich der Gewässerökologie, aber auch der Tourismuswirtschaft und der Regionalentwicklung negativ aus.
So wundert es nicht, wenn die geoökologischen Wechselwirkungen dieser auf den ersten Blick fraglos attraktiven, abwechslungsreichen und landschaftsästhetisch ansprechenden Gegend des Zala-Hügellands und des Zala-Flusstals, zusammen mit dem Kis-Balaton und dem Plattensee, bei genaueren Betrachtungen nach gewissen Überarbeitungen des bisherigen Mensch-Umwelt-Miteianders "rufen".
Würde man etwa wieder einige größere Flussauen reaktivieren, den Fluss Zala und seine Nebengewässer für die Seitenerosion und Mäandrierung öffnen und längst gerodete Auenflächen sowie Moorrelikte und Schilfgürtel in den Senken des Hügellands und besonders im unteren Zalatal reanimieren, so könnte sich dies sehr positiv in vielerlei Hinsicht auswirken, "am Ende" eben auch für den Balaton und somit für die ganze Region.
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Den vollständigen können Sie/könnt Ihr bei Interesse gerne im Weblog ZALA LANDSCHAFTEN weiter lesen.
Zitiervorschlag zum Artikel:
HAHL, M. (2025): Umweltgeschichte und Gewässerökologie im Umfeld des Balatons. Entwässerung, Flussregulierung, Gewässerschutz und Renaturierung in den Senken des Zala-Hügellands, im Flusstal der Zala und am Plattensee in West-Ungarn. Veröffentlicht im Weblog ZALA LANDSCHAFTEN.